Velodrom.
S-Bahnhof Landsberger Allee.
Ein übler Bau, man muss es so sagen, einfach ein übler Bau, eine postmoderne Apokalypse in Sichtbeton und Stahl, innen verkleidet mit Kunststoff und völlig zu Recht unter der Erde versenkt, auf dass es sein hässliches Antlitz in Form einer Fassade nicht auch noch in eine Öffentlichkeit hält, dort wo Kinder aufwachsen und nachhaltig Schaden nehmen können.



Wöllte ich mich umbringen würde ich es hier tun. Ich würde das Seil an einen dieser komischen Pömpel hängen und dann springen. Wenn, dann hier. Hier ist eh Endstation. Schon rein optisch. Gottgütiger, was hast du zugelassen…

Nicht mal im Knast mutet man Menschen so eine Optik zu, weil es sonst zu einer Knastrevolte käme.

Das Grauen fängt schon am S-Bahnhof an, von wo aus man durch eine schmucklose eiskalte grau-weiße Unterführung zum Eingang gelangt, an dessen Außenseite man nicht mal versucht hat, die potthässlichen Sichtbetonstelen irgendwie ästhetisch zu verkleiden, so dass den Besucher die blanke Fratze eines Zweckbaus anstarrt, hinter der in jedem Egoshooter der Endgegner lauern würde. Übel. Wurstig. Industriehallenartig. Weißrussland. Lagerhaft.

Innen wird es besser, auch wenn hier ebenso die reine kalte Funktion jede Form ansprechender Optik besiegt.
Ich weiß nicht, ich finde, die Fratze der Gier sollte sich nicht so offen zeigen, warum versteckt, verbrämt sie sich nicht ein bisschen? Man tut mit diesem ganzen optischen Minimalismus, dieser furchtbaren zweckgerichteten Wuchtarchitektur kaum etwas, damit sich der Besucher wohlfühlt, aber wenn er gerne eine Band live sehen will, dann muss er manchmal hierher kommen und für das bezahlen, was er bekommt: Musik. Pur. Ohne Ambiente, ohne Stil, ohne Ästhetik – dafür mit teuer Cola aus dem Plastebecher.
Konzerte werden sowieso immer teurer, auch wenn man aus Protest nichts trinkt und so denke ich immer öfter darüber nach, mir künftig ein Konzert lieber zu Hause auf dem Bildschirm anzusehen, anstatt in einem neofunktionalen Betonbau wie diesem zu stehen, auf eine Band zu warten, die wieder viel zu spät anfängt und mir die vielen Arme mit Displays in der Hand vor mir anzuschauen, die mir die Sicht auf die Bühne versperren – eine Unart, die in den letzten Jahren mit der Videofunktion in Smartphones aufgekommen ist, auf dass jeder Idiot sein eigenes verwackeltes und völlig übersteuertes Handyvideo von einem Konzert aufnehmen kann, das er nie wieder anschaut, sondern nur bei YouTube hochlädt, wo es jeder aufgrund der miesen Qualität scheiße findet. Uff.
Assi. Doof. Beknackt. Dämlich. Hirnspenderanwärterlike. Nee, ich hab keinen Bock mehr auf Konzerte. Denn nur für den Sound und den Blick auf unzählige Smartphonedisplays muss ich hier nicht stehen. Nicht für einen mittlerweile fast dreistelligen Eintrittspreis.
Könnt ihr behalten, eure Tickets…