Meine Einpack-Ecke: Zugekackt mit Blumenerde

Rewe! Du ziehst alle Register, um möglichst wenige Kunden zu binden, nicht? Es muss so unangenehm wie möglich werden, oder?

Zuerst killst du deine Frischtheke und bietest nur noch abge(s)packte wenig originelle Wurst- und Fleischwaren aus dem Hause „Wilhelm Brandenburg“ an, dann gefällst du dir darin, alle paar Wochen das Sortiment komplett anders im Raum zu verteilen, so dass man beginnt, am eigenen verkrüppelten Verstand zu zweifeln, wenn die Pasta plötzlich da steht, wo letzte Woche noch das Waschmittel und vor zwei Monaten noch das Müsli stand.

Dann zelebrierst du den allseits beliebten Dauerbrenner an allen Supermarktkassen der Welt, in dem du eine weitere Kasse erst dann öffnest, wenn es sich gar nicht mehr lohnt, da inzwischen so viel Zeit vergangen ist, dass auch die größte Kassenschlange aller Zeiten (GröKaZ, haha, wie lustig) mittlerweile abgebaut ist, weil viele Kunden zwecks Rasieren und mal wieder Duschen nach Hause gegangen sind und andere dehydriert neben den Kühltruhen liegen.

Und jetzt hast du sogar zuletzt meine bequeme Einpack-Ecke am Ausgang komplett einkassiert und dafür säckeweise Blumenerde hingestapelt. Was ist das für eine Logik? Ist es das bekannte „Hey, das ist sinnvoll, wird zu viel genutzt und muss deshalb abgeschafft werden“-Theorem? Aus welchem Lehrbuch habt ihr das? Aus einer fünftausend Verwaltungsvorschriften des Bezirksamts Pankow? Aus dem Leitbild der Deutschen Post? Aus der Mao-Bibel? Oder doch aus der Ökonomie-Vorlesung der Universität Pjöngjang?

Ehrlich, wo soll ich denn jetzt den ganzen Kram in die Tüten einpacken? An den Bistrotischen vom Kamps hinter den Kassen? Geht nicht, da hat der Kamps-Franchiser was dagegen, weil da wo eh nie jemand sitzt, könnte ja genau dann jemand sitzen wollen, wenn ich dort einpacke.

Oder vielleicht an der Einkaufswagenecke auf den Einkaufswagen? Geht auch nicht, denn dann fallen alle Kaugummis, Kondome und Pornohefte durch das Wagengitter, treiben mich in den Wahnsinn und außerdem fängt mich zu allem Überfluss noch der redselige Straßenfegerverkäufer ab, hält mir seine Zeitung ins Gesicht und ich muss wieder so tun als sähe ich ihn nicht, was mir wieder vor Augen führt, dass ich moralisch auch nicht besser bin als alle anderen in dieser Stadt. Autsch’n…

Oder auf dem Boden? Super Idee, ich muss mir nur noch ein paar Straßenfeger-Zeitungen von draußen holen und dann hoffen, dass mir jemand was in die Red Bull-Dose wirft, die ich neben mir auf den Boden gestellt habe.Meine Einpackecke ist weg. Ich bin sauer. Was soll das? Wie kann das passieren?

Lass mich raten: Ihr habt für teuer Geld einen schicken dynamischen Optimierer einer großen Geldfresserfirma aus dem Beratungsgewerbe eingekauft, der – nachdem er mit den Nullrunden, den Entlassungen, der Erstellung eines Leitbildes, der Installation einer Kamera in der Teeküche und allen anderen Personaldemotivierungsmaßnahmen fertig war – kurz und knapp alle freien Flächen inklusive meiner Einpack-Ecke mit zusätzlichen Waren zugekackt hat. Blumenerde, um genau zu sein.Das ist, zumindest was mich betrifft, sehr kurz gedacht: Denn jetzt würde ich Blumenerde nur bei euch kaufen, wenn man von Liverpool über den Gaza-Streifen bis Phnom Penh keine mehr bekommt. Aber auch dann eher nicht, denn eher grabe ich Blumenerde mit meinen eigenen Händen im abgelegensten stinkensten vermodertsten und von wilden Wölfen bewohnten brandenburger Sumpfland aus, als dass ich sie genau aus dem Stapel kaufe, mit dem du meine Einpack-Ecke weggemobbt hast.

Keine anderen Sorgen?

Nein. Heute nicht. Morgen wieder.