
Märzurlaub. Lausitz. Brandenburg. Radio Fritz tönt: „…und in der Lausitz bis Minus 16 Grad.“ Danke. Und das mir. Brandenburg und Sibirien in einem Urlaub.
Was tun damit? Laufen. Laufschuhe an und los. Crosslauf. Durch den Schnee. Endlich mal wieder den faulen Drecksack von Körper ans Limit treiben. Drei Jahre nach dem Trauma von Caputh.
„Wölfe“, unkt der Vermieter. „Wir haben Wölfe im Wald.“
Ja klar, Wölfe, und Hyänen auch. Nicht zu vergessen die Alligatoren, die Klapperschlangen und den Grizzly.
„Ehrlich, wir haben Wölfe. Die haben die hier ausgewildert und die reißen jetzt ein Schaf nach dem anderen. Den Nachbarn hat es schon zweimal erwischt. Schießen darf man die auch nicht wegen Artenschutz, deshalb vermehren die sich wie die Hasen.“
Jetzt denke ich an Rainald Grebe. In Brandenburg soll es wieder Wölfe geben, sang der schon 2005. Na wenn der Grebe das singt, dann wird das wohl…
Wölfe. In Brandenburg. Irgendein Irrer ist auf die Idee gekommen, die hier auszuwildern. Weil die zu Zeiten Albrecht des Bären mal hier waren. Deshalb hielt man das für eine tolle Idee, die Raubtiere mal eben hier auszuwildern. Und die machen jetzt, was Raubtiere so machen: Die Schafe der Bauern fressen und Joggern Angst einjagen.
Da hilft nur James Hetfield. „Devil’s dance“. Volle Lautstärke. Ich? Angst? Wo denn?
Ich mache Metallica jedoch nach zwei Minuten aus, weil ich mir einbilde, so die Wölfe besser hören zu können, wenn sie kommen. Weil die heulen ja, wenn sie jagen. Im Rudel. Jagen. Im Rudel.
Jagen.
Im Rudel.
Nach einer Viertelstunde Schneejoggen sehe ich des Wolfs Spur.

Pah. Ist nur einer. Und wahrscheinlich ist das eh kein Wolf, sondern nur die Stinketöle vom Bauernhof da hinten. Du kommst aus der Stadt und kannst eine Katzenspur nicht von der eines Meerschweinchens unterscheiden. Wolf – Stinketöle – was weißt denn du schon?
Nur komisch, hier sind weit und breit keine Menschenspuren mit bei. Nur Tatzen. Pfoten. Oder wie das heißt. Sicher, dass das kein… ? Sicher …? Bist du …?

Dann werden es plötzlich mehr Spuren. Oder der eine Wolf hat getanzt. Einen Tango vielleicht. Mit Kevin Costner. Haha. Ich krieg die Flatter. Paranoia-Joe back in town. Der Wolf. Der Wolf. Hu-Huuuu! Lesen Sie morgen in der Bild:
Deppentourist aus Berlin in Brandenburg totgebissen!Es waren Wölfe! Man hat ihn gewarnt!
Ich hab die Hosen voll und keinen Bock mehr. Ich will so nicht enden. Nicht in Brandenburg. Davon erzählen die Bauern noch hundert Jahre – von dem Idiotenjogger aus Berlin, der unbewaffnet in den Wald zu den Wölfen gegangen ist und von dem sie dann nur noch das abgenagte Brustbein gefunden haben.
Hosen voll. Hause. Kaffee. Brandenburg ist gefährlich. Nein, ich will so nicht enden. Ich will meinetwegen in Berlin von einem Fahrradnazi auf dem Bürgersteig totgefahren, von einer Oma mit dem Regenschirm erdolcht, von den Kaffeetanten aus unserem Büro totgequatscht werden oder einfach nur während ich meinen Namen tanze an einer verdammten Biopastinake aus einem veganen Yogaladen Prenzlauer Bergs ersticken, alles, nur bitte nicht in Brandenburg.