Ausgebubbelt

Bubble Tea Waffeln

Jetzt machen sie alle wieder zu, die ganzen Bubble Teas, jene, die hier in Prenzlauer Berg an jeder Ecke, manchmal auch gleich zwei pro vereinsamter Seitenstraße, ihr trauriges Glück versuchten.

Bubble Tea war 2012 der neue Hype, die neue Welle. Aus Taiwan sagte man, raunte man, flüsterte man sich zu. Jeden Tag ein neuer Bubble Tea-Laden, vorher noch Frozen Yoghurt, jetzt Bubble Tea, an jeder Ecke, überall Bubble Tea und ich war der einzige Wicht auf diesem Planeten, der mal wieder keinen Plan hatte, was das nun wieder soll. 

Ich hab den Scheiß probiert, weil ich zwanghaft jeden Scheiß probieren muss, der mal wieder als fette Hype-Sau durch die Gassen Prenzlauer Bergs getrieben wird. Man will ja immer mitreden und Scheiße darf man offiziell nur dann scheiße finden, wenn man sie selber probiert hat. Also esse ich selbstgemachte Suppen abgebrochener Studentinnen auf den Spuren ihrer Selbstfindung, dümmliches überteuertes Joghurteis aus USA mit fettigen Toppings, was mir als probiotisch-gesund verkauft wird, 70%-reduziertes fragwürdiges Thai-Sushi und ich würde wahrscheinlich auch Astronautenkost von der NASA, alte Frontkekse aus Afghanistan-Restbeständen der Bundeswehr, Babybreiessenz aus den Kitas der Umgebung und Hühnerschließmuskelsuppe aus Usbekistan essen, wenn es plötzlich hip werden würde.

Bubble Tea. Ich kann mitreden: Der Kinderkram schmeckt wie frisch gemähtes Gras mit Wick Medi-Nait und Haribo Colorado. Darin hat man sinnlos Chemiekugeln versenkt, die entweder sofort im Mund platzen und dort ihr fürchterlich künstliches kondom-erdbeerartiges Kiwi-Litschi-Holunder-Fickmichweg-Aroma freisetzen oder die man eben wie Gummibärchen kaut, was exakt genauso schmeckt als würde man Gummibärchen kauen – nur nicht ganz so lecker wie ein richtiger Goldbär von Hans Riegel. Bonn.

Man kriegt das Zeug auch in der Joghurtvariante, was irgendwie an schnödes Lassi vom Inder erinnert oder in der Schwarz- oder Grüntee-Version für das gute Gewissen, weil Tee = gesund, hahaha, jedoch der Geschmack ist immer ein so hemmungslos künstlicher, dass ich mich frage, mit welcher Chuzpe man das als gesund verkaufen kann. Demnächst miete ich einen der pleitegegangenen Bubble-Tea-Läden an, verkaufe pürierte Haribo-Colorado-Mischungen mit Leitungswasser und ein paar Spritzern aus einer echten Zitronenhälfte und weise dann nonchalant auf den extra Vitamin C- Gehalt meiner gequirlten Scheiße hin, die ich dummen Müttern und ihren noch dümmeren Kindern für 5 Euro den Plastebecher verkaufe.

Man kann zum Bubble Tea immer noch extra Zucker ordern, was die ganze Chose noch klebriger und noch süßer macht. Hinter der Theke dieser Bubbleläden stehen erschreckend sterile weiße Kanister wie aus dem Labor der Umbrella Corporation, aus denen die Mixtur zusammengemischt wird und ich frage mich, ob mir von sowas langfristig Elfenohren, eine dritte Brustwarze oder ein viertes Auge auf der Stirn wachsen.

Nein, bah, Bubble Tea ist was für 10-jährige, die auf Apfelringe von Trolli stehen oder nur dem Alter nach erwachsene Mädchen, die Mango-Litschi-Cocktails mit knallroter Chemiekirsche in sterilen Bars schlürfen, aber davon scheint es nicht viele hier zu geben, wenn die Bubbleläden alle wieder reihenweise dicht machen müssen, weil es nicht läuft. 

All said. Bye bye. The Hype is over. Jetzt gibt es überall dort Waffeln wo es vorher Bubble Tea gab. Neu. Neu. Waffeln! Frisch aus Chisibubikaio. Das Allerneueste. Kaufen Sie jetzt! Hyper Hyper.