
Treptow. Am Wasser. Jetzt hat sie wieder zu, die Hafenräucherei, wie immer im Winter. Wohl zu wenig Flanierende zu der Zeit, als dass sich das lohnen würde hier. Bei Schnee. Und dem berühmten Berliner Eiswind, der von Osten her über die Spree fegt.
Die ganze Promenade fällt sowieso in eine Art Winterschlaf. Alle dicht: Der prekäre Asiaimbiss in der Holzbutze, bei dessen Anblick ich mir lieber mit dem Spargelschäler den Arm abschälen würde als dort zu essen, der prekäre Biergarten in lecker speckig-weiß, bei dem ich lieber das verseuchte Spreewasserbenzinalgentouristenpissekonzentrat saufen würde als mich dort hinzusetzen und zuletzt der prekäre Souvenirschrottladen für Vollidioten, bei dem ich mir lieber einen bescheuerten bunten Buddybären in Lebensgröße zum Gespött von ganz Prenzlauer Berg auf den Balkon stellen würde als dort auch nur eine dümmliche Postkarte mit „Grüße aus Berlin-Treptow“ zu kaufen.
Grüße aus Berlin-Treptow – Grüße aus Archangelsk – Grüße aus Ulan Bator. Sollte man als Kombipostkarte rausbringen. Dann kauft das vielleicht mal jemand – ein Knastdirektor zum Beispiel, zur Abschreckung, oder ein Kommissar, um einen Kinderschänder in Minute 87 beim Tatort zum Reden zu bringen. „Gib es zu, dass du sie umgebracht hast oder wie schicken dich hierhin – nach Alt-Treptow.“ „Uah! Oh Gott nein! Ich geb’s zu, ich war’s! Alles. Auch das, was ich nicht war. Alles, nur nicht nach Treptow.“
Die Hafenräucherei ist das unfreiwillige Highlight auf der sehr schönen Hafenpromenade, wobei Hafen schon ein Euphemismus ist – bei den paar Touristenkuttern und lausigen abgefuckten Hippiekähnen, die hier ankern.
Räucherei. Hafen. Ich freu mich drauf. Bald ist wieder Sommer, lustige kleine Hafenpromenade.
Hafenräucherei Berlin-Treptow
S-Bhf. Treptower Park
10115 Berlin