
Mein Fitnessstudio ist die Pumperbude für die Rollator-Fraktion, die Schaulaufen, Kiloprotzen und Baucheinziehen nicht mehr braucht, weil sie ihr nächstes Date sowieso nur noch mit dem Abdecker hat.
Ich bin jetzt auch da. Hilft ja nix, der Verfall beginnt mit Anfang 30 und ist fortan nur noch zu verlangsamen, keinesfalls aufzuhalten. Und dann geht man in mein Fitnessstudio.
Es gibt hier bei uns deshalb auch keine operierten Bikinibarbies und keine Steroid-Fixer, keine überzuckerten Eiweißshakes und keine nutzlosen Mineraldrinks, kein DJ Bobo und kein Mallotze-Techno, nur Schweiß, Eisen, Schmerz und Wasser – wie es eben so ist, wenn die Jugend verblüht.
Spaghettiträger und Muskelshirt sind auch verboten, offiziell wegen der Hygiene, ich denke jedoch, sie wollen die McFit-Arschgeweihfressen raushalten, die fehlende Schwanzlänge durch die Anzahl der Kilos auf der Bank wettmachen.
Und so bleibt es beim Dreiklang: Lauter. Alte. Menschen.
Und einer davon furzt.
Im Fahrstuhl.
Ping. Die Fahrstuhltür geht auf, ich so rein, die Fahrstuhltür geht zu und dann rieche ich ihn. Den Koffer. Er hat es wieder getan. Er hat wieder gekoffert. Einen stehenlassen. Geknattert. Und es war wieder der selbe alte Mann. Ich hab ihn noch gesehen, er schaute fast schuldbewusst.
Ich weiß, dass er vor ein paar Wochen schon einmal im Fahrstuhl gefurzt hat und ich wieder der Horst war, der den ganzen Dunst wegatmen durfte. Argh. Wieder der. Und wieder ich. Flach atmen, kurz atmen, dennoch: Ich rieche Knoblauch, zartes Bouquet nach Dünnem, säuerlich etwas, leichte Rizinusnote, im Abgang fortschreitende Verwesung.
Ping. Die Fahrstuhltür geht auf. Draußen steht eine Brünette. Ich raus. Schuldbewusst. Sie rein. Und denkt natürlich, dass ich im Fahrstuhl gefurzt habe. Wer sonst? Ist ja keiner da außer mir. Dabei war das der Alte. Aber erklär das mal. Sie denkt natürlich auch, dass ich so elendig nach Tod und Verwesung rieche. Dabei ist das der Alte, der innerlich verfault.
Tage später sehe ich sie wieder. Sie sieht mich nicht an. Demonstrativ. Würde ich auch nicht. Ich schaue ja auch den alten Furz nicht mehr an, wenn ich ihn sehe – aus Angst, dass das abfärbt und ich auch irgendwann so einer werde, dessen einzige reude im Leben darin besteht, in Fahrstühle zu knattern und dann auszusteigen.