There will be no Weltuntergang in Germany

Der S-Bahnhof Greifswalder Straße ist noch da.

Kein Weltuntergang

Die Welt ist auch noch da.

Er ist ausgeblieben, der Weltuntergang. So ein Pech. Da sitzen sie nun in den Pyrenäen in ihrem Bergdorf, haben den Job gekündigt, die Lebensversicherungen aufgelöst, Hamsterkäufe gekauft und sich (wahrscheinlich nicht zum ersten mal) vor allen Freunden und der buckligen Verwandtschaft lächerlich gemacht, um jetzt in einem Hotel oder gar in einem Zelt, einem Stollen oder einem Bunker dieses blöden teuren Pyrenäen-Bergdorfs zu sitzen, das – warum auch immer – als einziger die Apokalypse überlebender Ort ausgesucht wurde.

Nix is.

Ich würd mich ja jetzt schämen. In Grund und Boden. Würde nie wieder irgendwem in die Augen kucken können aus Angst, der Gegenüber könnte wissen, was ich damals für einen Dünnschiss in die Welt geblasen, mein Leben ruiniert und mich dann in einem blöden Hotelzimmer in einem blöden Bergdorf versteckt habe, für das mir die Hoteliers auch noch die letzten Ersparnisse abgenommen haben.

Schämen würde ich mich. Peinlich wäre mir das.

Wird es denen auf dem Berg aber nicht sein. Sie werden einfach eine neue Theorie erfinden, die erklärt, warum der Weltuntergang heuer ausgeblieben ist und wann er stattdessen stattfindet. In 173 Tagen, in zwei Jahren, in fünf oder sechzehn, das spielt keine Rolle, es wird eine neue Theorie kommen. Und auch die werden sie wieder mit dem Brustton der Überzeugung in die Welt blasen. Und sie werden auch dann wieder mehr als genug Boulevardmedien von Bild bis Spiegel finden, die darauf anspringen und einen Liveticker nebst Fotoklickstrecke einrichten, die Klickhuren.

Nein. Den Weltuntergangsapologeten ist nichts peinlich. Nie. Schon zum letzten Millennium nicht, als zuletzt die Welt untergehen sollte. Sie machen einfach mit einer neuen Theorie weiter und weiter und immer weiter wie ein Duracell-Häschen, das immer wieder gegen die Wand rennt, weil die Batterie einfach nicht leer werden will.

Wir sehen uns in ein paar Jahren wieder, Apokalyptiker, zur nächsten Spiegel-Klickstrecke, zum nächsten Bild-Liveticker. Bis dahin kratzt mal schön genug Geld für die kommenden Übernachtungen in den Pyrenäen zusammen. Ihr Honks.