
Ich sitze im st.Gaudy inmitten der üblichen Sperrmüllmöbel auf einer alten Couch, die Leben atmet, und fühle mich wohl. Gerade habe ich eines der besten Stücke Kuchen gegessen, das in dieser Gegend für Geld zu erwerben ist, trank einen der besten Kaffees dazu, den man hier in dieser mandelsirup-latte-ficki-fackichino-verseuchten Gegend bekommen kann und freue mich, dass ich noch lebe und mir heute noch niemand auf die Nerven gegangen ist.Es geht mir gut.
Dann folgt der Auftritt des Honks. Ray-Ban-Sonnenbrille. Mokassins. Flanellshorts. Zuhältervisage. Bankergrinsen. Ein Unsympath aus dem Lehrbuch für Unsympathen.
„Moin! Ick will wat essen! Wat gibt’sn hier? Nur Veggie? Wat nur Veggie? Überall Veggie, mann, gibt’s doch nicht, ick will Fleisch. Hörste? Fleeeeiiiisch! Nicht mal nen Burger? Wie Veggie-Burger? Maaaaaaann Alter, Fleisch muss her, ihr könnt doch alle nicht genießen, Fleisch ist Genuss. Leben! Wie Sex! Ficken! Hörste? Mann, ja, mir doch egal, bring mir doch den Veggie-Burger, mann, mir auch egal jetz!“
Dreht sich um und tritt ab.
Der fällige Karmapunkteabzug würde nicht mal mehr auf einen Taschenrechner passen. Im nächsten Leben ist der Typ eine Mikrobe. Oder ein Darmbakterium. Dass der englischsprachige Tresentyp mit Sicherheit nur ein Drittel der grässlichen Tirade mitgeschnitten hat: Geschenkt. Und ja. Natürlich. Herzlichen Glückwunsch, my dear, es ward ein Honk geboren.
st. Gaudy Cafe, Gaudystr. 1, 10437 Berlin