Kletterpark Wuhlheide

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Kletterpark Wuhlheide

Der Kletterwald in der Wuhlheide ist zunächst einmal toll zu erreichen. Man nimmt die S-Bahn Richtung Erkner, ein trostloser Ort hinter der grünen Grenze zu Brandenburg, dessen außergewöhnlich hässlicher Name zwanghafte Assoziationen an eitrige Ekzeme, Würgereiz mit Stacheldrahterbrechen oder Lungenkarzinom im Endstadium weckt, aber bis zu dem man zum Glück nicht fahren muss, sondern vor dem man am S-Bahnhof Wuhlheide (Surprise!) aussteigt.

Das gilt natürlich nur, wenn die Berliner S-Bahn gerade fährt, also nicht wenn es zu heiss oder zu kalt ist, es schneit, nieselt oder ab Windstärke 4 bzw. auch nicht bei Vollmond, Schäfchenwölkchen oder wenn der 20. des Monats auf einen Mittwoch fällt. Schwer zu fassen, diese Nahverkehrszumutung mit ihren Schrottwagen – so ziemlich jeder Menstruationszyklus der Welt ist zuverlässiger.

Ab dem S-Bahnhof Wuhlheide kann man entweder laufen oder mit dieser lustigen kleinen Parkeisenbahn bis zum Kletterwald fahren, welche stets vollbesetzt mit lärmenden zwergenwuchsartigen Menschen durch den Park schnauft und mit der aufgrund dessen eine Lautstärke im oberen Dezibelbereich einhergeht. Lustige kleine Zwerge spielen darüber hinaus an den Haltebahnhöfen mit heiligem Ernst die Abfertiger und wedeln hochmotiviert mit den dazugehörigen Winkelementen.

Ab und zu sieht man auch ein paar Gullivers in Zwergenland herumtapsen, aber die stören nicht weiter und werden daher auch nicht gefesselt.

Auch der Kletterwald Wuhlheide ist vollbesetzt mit Nachwuchs jedweder Größe, Umfangs und Geschlechts. Deutschland schafft sich hier nicht ab sondern vermehrt sich vielmehr chinagleich – so der vorherrschende Eindruck.

Wer meint, diese kleinen Brüllwürmer durch ein Ausweichen auf die höheren Schwierigkeitsparcours abhängen zu können, der täuscht sich ganz gewaltig: Diese kleinen unverschämt agilen Kletteräffchen turnen wie die Weltmeister über jegliche Hindernisse während so manch Erwachsener steif und unbeweglich als nasser vor Angstschweiß stinkender Fettsack in vier Metern Höhe baumelt, hilflos an einem Seil hin und her schwingt und sich gutgemeinte Ratschläge von Menschen anhören darf, die noch vor fünf Jahren lediglich ein schmutziger Gedanke im versauten Hirn ihres Vaters waren und die nun voller Freude das Personal heranrufen, das den gedemütigten Erzeuger vor den Augen des interessierten Fachpublikums mittels einer Leiter aus seiner unkomfortablen Situation befreit.

Ein Traum.

Die kleinen raffinierten Kletteräffchen wissen natürlich um ihre einmalige Chance, drehen den Spieß erbarmungslos um und sind dann diejenigen, die sich ganz besonders eifrig an die Lektionen aus der umfangreichen und professionellen Sicherheitseinweisung halten und das Gelernte dann gerne in reinstem Pädagogenduktus an ihre tapsigen Erzeuger weitergeben („Papa, nein, du musst den Karabinerhaken in die rote Schlaufe machen! Nein, nicht hier, hinter dem Knoten. Mensch Papa! Das weiß doch jeder!“).

Herrlich. It´s payback time, baby. 

Man halte daher fest: Hier sind die Kinder die Könige der Lüfte und Eltern diejenigen, vor denen man spätestens ab dann gar keinen Respekt mehr haben kann. Die verlorene Reputation als ehrfurchtgebietendes Vorbild mit Richtlinienkompetenz lässt sich mit keiner Taschengelderhöhung der Welt wieder herstellen – das sollte man vorher wissen, denn der Gedanke, man wäre besser zum Paintball, Kickern, zum Saufen in die Kneipe oder irgendwas anderem gegangen, was man besser kann, kommt in vier Meter Höhe ohne Aussicht auf ein würdevolles Erreichen der nächsten Plattform natürlich zu spät.

Egal. Für das freundliche und auch bei größerem Zwergenansturm nicht überforderte Team vom Kletterwald Wuhlheide mit ihren liebevoll gestalteten Parcours im Grünen gehen, zumindest was mich betrifft, beide Daumen nach oben.