McDonalds Ostbahnhof

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McDonalds Ostbahnhof, Friedrichshain

Dieser Ableger der Restauration zu den zwei goldenen Bögen ist ein Phänomen. Egal wie wenig auf diesem ehemaligen Hauptbahnhof der Deutschen Demokratischen Republik und jetzigen überflüssigen Fernhalt los ist, dort sitzen immer welche und essen, auch nachts. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich hierbei nicht um Passagiere handelt, die nachts noch nach Warschau, Wroclaw oder Bydgoszcz wollen, sondern um alkoholhungrige Teenager aus dem benachbarten Fritz-Club.

Obgleich das Personal einen deutlich entspannteren Eindruck als anderswo hinterlässt, schlägt sich diese Entspanntheit leider nicht positiv auf die handwerkliche Verarbeitung der Produkte nieder.

Vergleicht man den McRib in dem auf dem Tisch liegenden Pappkarton mit der Abbildung, könnte man auch einen Neuwagen optisch mit einem Verkehrsunfall mit Todesfolge vergleichen. Der McRib liegt in der Regel in einem Blutbad aus brauner Soße, die oft bis an den Deckel gespritzt ist und dabei auch große Teile der Außenfläche des Brötchens nicht verschont hat. Normalerweise ist der Deckel zudem leicht verschoben, was einen ernüchternden Blick auf das innere, mit Gürkchen drapierte, Gemetzel freigibt – hier drängt sich entfernt die Assoziation an eine offene Bauchdecke mit freiliegenden inneren Organen auf. Nur pulsiert beim McRib nichts.

In der Handhabung hat der McRib ebenfalls leichte Schwächen. Das Innere, in die weichgezeichnete Form von Spareribs gepresst, flutscht beim ersten Biß gelegentlich mal in die Pappe oder auf das Tablett und muss umständlich wieder zwischen die Brötchenteile bugsiert werden, was dem geneigten Esser die freundliche Ausstrahlung eines Schlachters gibt, der gerade ein Kaninchen aufgeschnitten hat. Die überall verteilte allgegenwärtige braune Soße findet sich hernach natürlich auch an der Kleidung – vorwiegend weiß – wieder, Feuchttüchlein wie früher werden nicht mehr gereicht.

Geschmacklich ist der McRib klar an das männliche Publikum gerichtet – wir schmecken Rauch, Barbecue, Derbheit, Testosteron und können uns dazu auch einen schönen schweren holzchipsgebeutelten Rioja vom Lidl oder wenigstens ein Schwarzbier von der Tanke vorstellen. Durchaus annehmbar, obgleich ein ordentlich blutiges Rib Eye-Steak dem hier angebotenen Werk jederzeit vorzuziehen ist.

Ein Komiker der Produktentwicklung hat den gesund und joghurtleicht wirkenden Burger, der ganz offensichtlich das weibliche Publikum ansprechen soll, McChicken genannt. Nun, das entbehrt auch deshalb nicht einer eines gewissen Humors wenn man bedenkt, dass dieser nicht wirklich leicht schmeckt und es wohl auch nicht ist.

Dies ist der alles überdeckenden und im Überfluss vorhandenen Mayonaise geschuldet, die dazu führt, dass das Werk ausschließlich nach dieser einen Hauptzutat schmeckt. Man kann hier wirklich nur von Ertränken oder Zukleistern sprechen, es wäre beileibe nicht übertrieben.

Das Fleisch, marketingtechnisch astrein in eine Schlankheit suggerierende ovale Form gegossen, kann sich so geschmacklich fast überhaupt nicht einbringen, es ist lediglich ein leichtes aus dem Frittiervorgang des überdimensionalen Nuggets stammendes Fettaroma hinter der Mayonaise zu registrieren. Die der Dekoration dienenden grünen Eisbergsalatblätter spielen keine andere Rolle außer der optischen.

In der Konsequenz führt all dies dazu, dass das Werk schlicht nichtssagend daherkommt.

Optisch ist auch hier in der Regel das Ergebnis des McRibs zu konstatieren, nur dass sich nicht blutähnliche Soße im Raum verteilt sondern schneeweiße Mayonaise. Seis drum – im Ergebnis ist das Werk ein Totalausfall.

Der Big Tasty ist die brachiale Antwort an die mächtigen Whopper des Königs. Oder er soll es zumindest sein. Rein von den Ausmaßen her reicht diese Mahlzeit jedoch nicht wirklich an die Ausmaße der dicken Bälle der Konkurrenz heran.

Geschmacklich auch nicht, denn auch hier macht sich wieder diese chronische Soßenlastigkeit aller Produkte dieses Hauses bemerkbar, die dem ganzen nicht nur eine verklebt kompakte Physiognomie gibt sondern auch zu kompakt und nuancenlos im Geschmack ist – Auflockerung ist jedenfalls weder optisch noch geschmacklich festzustellen, hier herrscht Brachialgewalt, denn die dominante Soße übertüncht auch hier wieder jegliche möglicherweise vorhandenen Nuancen der einzelnen Komponenten bis auf diesen eigenartig synthetischen aber dafür sehr penetranten Rauchgeschmack, von dem bis heute nicht herausgefunden werden konnte, welcher Zutat dieser eigentlich entspringt.

Diese im Gesamten sehr synthetische und durch die Soße sehr wuchtige Erscheinung führt noch weit nach dem Einnehmen der Mahlzeit zu unangenehmem Völlegefühl mit sauerlich-rauchigem Aufstoßen sowie latenter Trägheit und ist daher nur für Lichtenberger Gerüstbauer zu empfehlen, die eine solche Wucht schon zum Frühstück verdauen können.

Im Ergebnis vermögen auch diese drei getesteten Produkte leider nur wenig zu überzeugen. Die Restauration zu den zwei goldenen Bögen versucht sich offenbar seit einiger Zeit neu zu erfinden, optisch, hinsichtlich des Produktportfolios und der geschmacklichen Ausrichtung.

Zu Recht wie ich finde. Denn sie ist noch lange nicht fertig damit.