
Deutsche Telekom, Kommunikation
Tüddel Tüddel dü
„Herzlich Willkommen beim Kundenservice der Deutschen Telekom. Damit Sie gleich mit dem passenden Berater verbunden werden, nennen Sie bitte kurz den Grund Ihres Anrufs.“
„Einrichtung VDSL.“
„Ich habe Sie leider nicht verstanden. Nennen Sie bitte den Grund Ihres Anrufs.“
„Installation VDSL.“
„Ich habe Sie leider nicht verstanden. Nennen Sie bitte den Grund Ihres Anrufs.“
„VDSL.“
„Ich habe Sie leider nicht verstanden. Nennen Sie bitte den Grund Ihres Anrufs.“
„Nuschel ich? Verfickt nochmal, Installation VDSL. VDSL!!!“
„Ich habe Sie leider nicht verstanden. Nennen Sie bitte den Grund Ihres Anrufs.“
„Stirb doch einfach du hirntoter Automat. Installation Internet!“
„Ich habe Sie leider nicht verstanden. Nennen Sie bitte den Grund Ihres Anrufs.“
„Eh du Nudel, du hörst dich an wie Ursula von der Leyen. Uargh! Bäh! Auftrag! Auftrag! Wie wärs mit Auftrag? Verstehst du das vielleicht?“
„Sie werden sofort mit einem Berater für Mobilfunk verbunden. Bitte haben Sie einen Moment Geduld.“
„Argh! Muss Menschheit töten! Menschheit töten! Menschheit töten!“
(…)
Meine liebe dicke Tante T, du unbeweglicher rosa Elefant, ehemaliger Staatsmonopolist und Musterbürokrat, Hort von Nihilismus und stoischem Beharrungsvermögen mit der Flexibilität einer Eisenbahnschiene, da bin ich wieder, jetzt, wo ich Alice endlich verlassen habe, weil ich sie nicht mehr ertragen habe, Alice, diese Blenderin mit ihrer maßlosen Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit, die sich jede Minute der lange fälligen Beschwerden über ihre Langsamkeit teuer bezahlen lässt und einen dann doch wieder nur mit Ignoranz und Nebelkerzen abstraft.
Seinerzeit um den Millenium-Hype herum habe ich dich, dicke Tante T, als einer der ersten verlassen und irrte seither durch das Dickicht verschiedener unfähiger Internetstümper und Breitbandwiderkäuer, die allesamt noch mieser waren als du je warst.
Und daher kehrte ich wieder reumütig in deinen Schoß zurück, waidwund, von Kugeln durchsiebt und Pfeilen durchbohrt, aber wie immer frohen Mutes.
Eines vorab: Deine Hotline ist immer noch so grottig wie früher, zumindest am Anfang – es ist wirklich ekelhaft mit einem begriffsstutzigen Automaten zu kommunizieren. Wenn man dann aber mal irgendwann bei einem deiner Beraterinnen und Berater gelandet ist, dann geht die ganze Sache äußerst professionell vor sich.
Jaja, Telekom, professionell, jaja. Lall im All höre ich es unken. Was kennen wir da noch von früher? Stundenlanges in der Warteschleife hängen nur um dann rausgekickt zu werden – tut tut tut tut – oder von Pontius zu Pilatus mit einem Umweg über die Technikstelle Pirmasens-Süd weiterverbunden zu werden – „Dafür bin ich leider nicht zuständig, bleiben Sie einen Moment dran“ – nur um nach der elften Station schon wieder aus der Leitung zu fliegen – tut tut tut tut – eine Unzahl fruchtloser Gespräche mit unmotivierten Studenten, ehemaligen Postbeamten und abgewickelten Textilarbeitern aus der Ex-DDR.
Nix davon mehr da und das lässt mich völlig verwirrt zurück. Es hat alles geklappt. Ich meine … du bist die Telekom … und es hat alles geklappt … da muss sich ordentlich was getan haben in den letzten Jahren.
- Alice versprach mir 16000 und lieferte 2500, du verspricht 25000 und lieferst 23000.
- Pünktlich zur Umstellung funktionierte alles.
- Man rief mich an, um mich zu informieren was als nächstes geschieht.
- Man schrieb mir ungefähr acht Briefe mit derzeitigem Auftragsstatus, idiotensicheren Installationshilfen und allen nötigen Daten, übersichtlich und gut strukturiert.
- Die Hotline half mir schnell – nachdem ich den Ursula-von-der-Leyen-Automat besiegt habe – mit diesem höllenlangen Passwort weiter, das man immer im Routermenü eintippern muss und das aus Kundennummer, T-Online-Kennwort und dem Menü 36 von der Pizzakarte des Lieferdienstes in Bonn-Oberkassel besteht, was man nirgendwo erfährt, weil das nur der Techniker weiß.
Kurz: Service wo man hinschaut und ich traue meinen entzündeten Augen nicht. Du bist doch die Telekom, also die mit den silbernen VW Golfs, bei denen ich immer gerne über das an der Seite angebrachte Paradoxon „Telekom Service“ gelästert habe.
Und jetzt muss ich meine ganzen seit den 90ern gepflegten Vorurteile über dich dickes rosa Beamtenmonster über Bord werfen nur weil du plötzlich deinen Job verstehst und alles klappt. Irre.
Und überhaupt: Wo soll das nur enden, wenn bei der Telekom plötzlich alles funktioniert? Komme ich plötzlich bei der Post schon nach 30 Sekunden statt 30 Minuten in der Warteschlange dran? Wird die Berliner S-Bahn irgendwann wirklich wieder so fahren wie ich sie seit Jahren dafür bezahle? Und wird nicht zuletzt im Bezirksamt Pankow, der letzten wilhelminischen Bastion bürgerfeindlichen Obrigkeitshabitus, so etwas Absurdes wie ein Servicegedanke einziehen?
Keine Katastrophen bei dem Wechsel zu dir, wirklich keine, ich kann es immer noch nicht fassen, wobei: Wahrscheinlich ist das alles nur Täuschung und jetzt gerade wo ich dies hier schreibe, findet in meiner Telefonbuchse in der Wand eine Kernschmelze statt und morgen früh wache ich mit zwei verstrahlten Plutoniumköpfen auf dem Hals und einem giftgrünen Uranpenis auf der behaarten Brust auf. Fuck …
Nein, Scherz, haha, du hast dich ganz schön rausgeputzt die letzten Jahre, dicke Tante T. Hut ab.