Maria Bonita

img_20190112_1018435920942477237525644.jpg

Maria Bonita, mexikanisch, Prenzlauer Berg

Hype! Hyper! Am hypesten!

In Prenzlauer Berg scheint manchmal die Zeit stehenzubleiben, einige unsägliche Dinge der 90er hat man hier aufwändig konserviert:

In einigen touristischen Ecken posieren immer noch die sich für trendig haltenden Szenefriseure und halten sich für Gottes Geschenk der Provinz an die Hauptstadt.

Hier sitzt der Kreative immer noch mit wichtiger aber betont gelangweilter Miene draußen in der Frühlingssonne vor seinem lange kalt gewordenen Latte und hinter seinem von Mama zu Weihnachten geschenkten und mit beim letzten unbezahlten Praktikum gezockten Aufklebern einer Werbeagentur gespickten Netbook und spielt Mahjong auf Zeit gegen einen anderen Wichtigen aus Soho oder Mumbay.  

Hier wird immer noch der Methode „Betreibe möglichst viel Aufwand um dein Lokal möglichst abgeranzt und wie ohne jeglichen Aufwand hergerichtet aussehen zu lassen“ gehuldigt, was Irish Pubs Anfang der 90er vorgemacht und dann alle anderen Gewerbe von Cocktailbars bis zu Klamottenläden nachgemacht haben.

Ja, und immer schon scheint man hier gelegentlich der Meinung zu sein, es wirke besonders cool, wenn man wochenlang die Sperrmüllhaufen Nord-Neuköllns und die BSR-Sammelstellen der Stadt durchforstet um im eigenen Lokal den Eindruck eines möglichst zufällig zusammengewürfelten Interieurs zu simulieren.

Wen interessiert’s. Will hier essen und weg und nicht stundenlang auf ranzigen Bierbänken Hipstern beim Wichtigsein zuschauen.

Wie man von den Portionen bei Maria Bonita nicht satt werden kann ist mir ein Rätsel. Offenbar bricht hier der sonst nur aus den östlichen Randbezirken bekannte adipöse XXL-Wahn seine Bahn, bei dem es egal ist wie es schmeckt, Hauptsache es ist viel und setzt den Speckröllchen über dem ausladenden Arsch noch eine weitere Schicht drauf auf dass sie irgendwann endlich seitlich unter dem viel zu engen Oberteil hervorquellen und anderen beim Anblick den Appetit rauben.

Die Mahlzeiten sind dabei nichts für Empfindliche, Ökoapologeten oder Gesundheitsapostel. Alles ist mächtig, schwer, schmeckt aber dennoch ganz ordentlich. Dass Mexikanisch dabei als kulinarische Nische keinerlei Gourmetambitionen hat sollte auch bekannt sein, raffiniert ist eben anderswo.
Bemerkenswert ist, und damit hebt sich das Maria Bonita von allen mir bekannten TexMex-Lokalen ab, dass hier sehr frisch produziert wird. Die Guacamole kommt mit frischer Avocado daher, die man mit ihren gut gemeinten großen Stückchen deutlich herausschmeckt, serviert mit frischen Tomaten der besseren Art und erstaunlich guten Tortilla-Chips, die mit der minderwertigen Pappe aus dem Supermarkt nichts gemein haben.

Ich kann auch die Hauptspeisen nicht bemängeln, es ist reichlich, gut und frisch. Kein Gourmettempel, aber gut.

Ich kann diese mexikanischen Spezialitäten in Anbetracht des Umstandes, dass eine Mahlzeit dort einen ganzen Tagesbedarf an von mir benötigten Kalorien locker abdeckt und mich für Stunden auf der Couch bewegungsunfähig macht, nur sehr selten essen, aber wenn, dann würde ich es wieder hier in der Danziger Straße tun.