
Wochenmarkt am Kollwitzplatz, Prenzlauer Berg
Neulich in den Medien: Die Provokation zieht weiter
Ich muss fast lachen, jetzt fressen sich die Biohansel gegenseitig, denn nun haben Sie sich den Kollwitzmarkt vorgenommen, die eingewanderten Bezirksbefrieder, die nahezu jeden Club aus dem früheren Party- und jetzigen Zipfelmützenbezirk hinausgeklagt haben – ausgerechnet den Kollwitzmarkt, das manifestierte Bioparadies der Biomütter mit ihren Biokindern in den Biokinderwägen.
Sie sind ja auch schon fast durch mit dem Planieren: Bis auf die Tourimeile Kastanienallee ist ja hier kaum noch etwas übrig, das Spaß macht, wobei die Kastanienallee wahrscheinlich einfach nur noch nicht an der Reihe ist, weil die gelangweilten Hausmütterchen und die Betonkopf-Investoren noch mit dem Abtöten der Kulturbrauerei und dem Dunckerclub beschäftigt sind.
Der Wochenmarkt ist ab 8.00 Uhr vormittags zu laut, deswegen muss er weg, lese ich, wobei es keine Rolle spielt, dass es ihn schon viel länger gibt als diejenigen, die in den letzten Jahren hierher gezogen sind, weil es teuer und hip ist und die das alles vorher wussten.
Ich selber bin kein großer Fan vom Markt, er ist teuer, ziemlich exklusiv und für meinen Geschmack zu sehr Nische und zu sehr Biohype, aber jetzt werde ich ein Freund von ihm, einfach um Position zu beziehen gegen Asoziale, die mit vollem Vorsatz aus der Provinz in einen lebendigen Bezirk der Hauptstadt ziehen, um ihn danach in Grund und Boden zu klagen, auf dass die Einöde einziehe und Dorf werde. Das sind wahrscheinlich die gleichen Leute, die einen Anwalt einschalten, weil nebenan ein Baby schreit oder jemand den Müll nicht trennt.
Der Kollwitzmarkt ist eine Institution und dementsprechend beliebt, man kann hier alles kaufen, was das Bioherz begehrt: Biobrot, Bioseifen, Biofisch, Bioholzspielzeug, letztes gerne handgemacht oder von behinderten lesbischen einäugigen siamesischen Zwillingen aus Simbabwe, denen von der Armee Antennen in den Hinterkopf implantiert wurden, mit den Füßen hergestellt, gerne exklusiv, gerne ein wenig upperclass und immer politisch korrekt. Manufactum-Terror. Gesinnungs-Protzerei.
Ich finde hier eher selten etwas, das ich brauche und auch bezahlen möchte, aber ich habe ja auch das letzte Kind mit Plastikspielzeug im Bezirk und kaufe bei Lidl, es ist nicht meine Welt, war es nie, aber dennoch rufe ich den Lackaffen aus den umliegenden Eigentumswohnungen zu: Verpisst euch doch einfach wieder zurück in euer Dorf, wenn ihr die Großstadt nicht ertragt und lasst Flecken wie diesen denen, die ihn mögen.