
Siebert, Bäckerei, Prenzlauer Berg
Endlich habe ich ihn gefunden, den besten Bäcker im Bezirk. Nach einer jahrelangen Odyssee von Backfabriken mit ihren schäbigen Industrieteiglingen über wahnsinnig überteuertes Biobrot – aber aus München importiert – bis zu der Allerweltsbäckerei mit den immergleichen sinnlosen Fertigbroten neben den hirnlosen Pappkameraden vom Discounter hab ich alle durch. Manche sind sogar ganz gut, viele fürchterlich und Bäcker Siebert ist einer von zweien, die spitze sind und gewinnt sogar mit einer Nasenlänge voraus.
Ich breche das Mischbrot auf, es riecht schwer, ist innen leicht feucht und sehr kräftig, die dicke dunkle Kruste knuspert wie aus längst vergessenen Tagen, das Innere schmeckt leicht säuerlich wie die Brote von früher und ist dabei so gehaltvoll, dass nur ein wenig Butter oder Schmalz mit einer Prise Fleur de sel für eine Mahlzeit reicht. Alles andere würde das Brot nur ruinieren.
Schön, sowas freut mich. Hier wird noch Bäckerhandwerk seit 1287 oder so praktiziert wie es immer wieder überall beschworen und doch immer weiter verdrängt wird von dumpenden Backautomatenbedienern, die sich Bäcker schimpfen, aber doch nur geschmacklose Fabrikteiglinge aufbacken, die von Menschen gekauft werden, denen mit den Jahren ganz langsam die Geschmacksnerven verrotten.
Nun denn, kurz: Der beste Bäcker im Bezirk. Besser geht nicht.