
Kaufland, Supermarkt, Gesundbrunnen
Dieses Gebäude ist ein architektonischer Offenbarungseid und ästhetischer Super-GAU, das sich einreiht in diese gesichtslosen mausgrauen Meisterwerke aus Sichtbeton und Glas, die man hier in Berlin mittlerweile überall findet, vorzugsweise eingezwängt zwischen schönen renovierten Altbauten, um die eigene Häßlichkeit in völliger Verkennung seiner selbst noch zu unterstreichen.
Konsequenterweise hat das Kaufland sich das Glas auch gleich gespart und besticht mit Waschbeton pur in lebensbejahendem Weiß auf Grau, das sogar das benachbarte Gesundbrunnencenter wie ein Schloß aussehen lässt. Zum künstlerischen Chi-Chi in Form des angebrachten Barcodes fällt mir fast gar nichts mehr ein. Wie wär’s noch mit Dollarzeichen? Ehrlich, was immer man damit eigentlich darstellen wollte, die Message, die bei mir ankommt, weckt meinen akuten Widerwillen.
Zudem ist das Gebäude ausschließlich für Autofahrer optimiert, die die einzigen sind, die über einen barrierefreien Zugang verfügen. Der mit S-Bahn anreisende Pöbel darf den Eingang zunächst einmal umständlich suchen, da ein direkter Zugang vom Bahnhof offenbar nicht gewollt ist.
Der Zugang führt über die Bahnhofsplattform am Norma vorbei durch das Parkhaus über einen Zebrastreifen innerhalb dieses Parkhauses ohne den Ansatz von Beschilderung. Damit gewinnt das Kaufland meinen persönlichen Preis für den schmucklosesten und umständlichsten Eingangsbereich 2010, knapp vor der JVA Plötzensee.
Das Kaufland ist sehr gut sortiert, allerdings teilweise seltsam thematisch geordnet und z.B. konsequent nicht in der Lage, Tiefkühlpizzen von Dr. Oetker anzubieten. Ich werde zwar an der Kasse immer gefragt, ob ich etwas vermisse, aber geändert hat das bisher nichts. Solche Kundenbefragungen ohne Konsequenz sollte man sich deshalb sparen, sonst fühlt sich der Kunde wie bei einer Mitarbeiterbefragung seines Arbeitgebers und das ist alles andere als verkaufsfördernd.
Nun, da man das Gebäude wohl schlecht wieder abreißen kann, wird das Kaufland von mir künftig kaum eine bessere Bewertung bekommen können, aber vielleicht nimmt man den Architekten in Regreß, der seinen Beruf eindeutig verfehlt hat und hebt das Dr. Oetker-Embargo auf, dann reicht ’s vielleicht für 3 Sterne.